Mehr als 2.400 Arten von Fangschrecken sind weltweit bekannt. Alle kommen in den Tropen und Subtropen vor. Wirklich alle? - Nun, eine einzige Art, die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) hat es geschafft, sich in Mitteleuropa zu etablieren.
Marc und ich - wieder mal unterwegs in Naturmission - wissen, dass sie auch im Nationalpark Thayatal lebt. Sonnige, trockene Standorte mit nicht zu niedriger, nicht zu hoher Vegetation behagen ihr besonders. Die Trockenrasen im NP Thayatal sind also wie gemacht für sie. Und genau dort starten wir auch unsere Suche.
Aber sie macht es uns nicht einfach, denn die Gottesanbeterin ist top, wenn es ums Tarnen geht. Von der Larve bis zum ausgewachsenen Tier durchläuft sie etwa sechs bis acht Häutungen. Und bei jeder Häutung kann sie - abhängig vom Untergrund - ihre Farbe ändern, von blassgrün bis braun oder grau.
Dass sie sich zudem keinen Mikromillimeter bewegt, sondern starr in der für sie typischen Haltung - mit gebetsartig dicht an den Körper angelegten Vorderbeinen - verharrt, macht es für uns auch nicht leichter. Wir müssten das Glück haben, sie in Aktion zu erwischen. Wenn ein unglückliches Insekt in die Reichweite ihrer Fangbeine käme - Ober- und Unterschenkel der Vorderbeine sind von der Marke "made to kill", dornenbesetzt und taschenmesserartig gegeneinander einklappbar - würde die tagaktive Lauerjägerin ihre Starre kurzzeitig aufgeben. In Sekundenbruchteilen würde sie zuschlagen und bevor das erlegte Insekt überhaupt seine missliche Lage erfasst hätte, wäre es auch schon verspeist.
Noch eben in Gedanken versunken, wie das Tier enttarnt werden könnte, fliegt plötzlich ein langgestrecktes Insekt auf und lässt sich gute zehn Meter weiter wieder auf einer Pflanze nieder. Wenn es denn tatsächlich eine Gottesanbeterin ist, dann kann es sich wohl nur um ein Männchen handeln. Die Männchen sind mit bis zu sechs Zentimetern Körperlänge um gut zwei Zentimeter kleiner als die Weibchen, deutlich schlanker und können - im Gegensatz zu den fast flugunfähigen, "korpulenteren" Weibchen, die meist tiefer im Gras sitzen - auch kurze Flugstrecken bewältigen.
Die Pflanze in der Ferne im Visier pirschen wir uns vorsichtig an und siehe da, ein alienhafter, dreieckiger Kopf mit großen Augen blickt mindestens genauso forschend in unsere wie wir in ihre bzw. seine Richtung. Eine männliche Gottesanbeterin harrt in sphinxartiger Starre auf die nächste Beute. Glücklicherweise sind wir zu groß für den Kerl!
27.09.2013
Marc und ich - wieder mal unterwegs in Naturmission - wissen, dass sie auch im Nationalpark Thayatal lebt. Sonnige, trockene Standorte mit nicht zu niedriger, nicht zu hoher Vegetation behagen ihr besonders. Die Trockenrasen im NP Thayatal sind also wie gemacht für sie. Und genau dort starten wir auch unsere Suche.
Aber sie macht es uns nicht einfach, denn die Gottesanbeterin ist top, wenn es ums Tarnen geht. Von der Larve bis zum ausgewachsenen Tier durchläuft sie etwa sechs bis acht Häutungen. Und bei jeder Häutung kann sie - abhängig vom Untergrund - ihre Farbe ändern, von blassgrün bis braun oder grau.
Dass sie sich zudem keinen Mikromillimeter bewegt, sondern starr in der für sie typischen Haltung - mit gebetsartig dicht an den Körper angelegten Vorderbeinen - verharrt, macht es für uns auch nicht leichter. Wir müssten das Glück haben, sie in Aktion zu erwischen. Wenn ein unglückliches Insekt in die Reichweite ihrer Fangbeine käme - Ober- und Unterschenkel der Vorderbeine sind von der Marke "made to kill", dornenbesetzt und taschenmesserartig gegeneinander einklappbar - würde die tagaktive Lauerjägerin ihre Starre kurzzeitig aufgeben. In Sekundenbruchteilen würde sie zuschlagen und bevor das erlegte Insekt überhaupt seine missliche Lage erfasst hätte, wäre es auch schon verspeist.
Noch eben in Gedanken versunken, wie das Tier enttarnt werden könnte, fliegt plötzlich ein langgestrecktes Insekt auf und lässt sich gute zehn Meter weiter wieder auf einer Pflanze nieder. Wenn es denn tatsächlich eine Gottesanbeterin ist, dann kann es sich wohl nur um ein Männchen handeln. Die Männchen sind mit bis zu sechs Zentimetern Körperlänge um gut zwei Zentimeter kleiner als die Weibchen, deutlich schlanker und können - im Gegensatz zu den fast flugunfähigen, "korpulenteren" Weibchen, die meist tiefer im Gras sitzen - auch kurze Flugstrecken bewältigen.
Die Pflanze in der Ferne im Visier pirschen wir uns vorsichtig an und siehe da, ein alienhafter, dreieckiger Kopf mit großen Augen blickt mindestens genauso forschend in unsere wie wir in ihre bzw. seine Richtung. Eine männliche Gottesanbeterin harrt in sphinxartiger Starre auf die nächste Beute. Glücklicherweise sind wir zu groß für den Kerl!
27.09.2013