Einmal Pauschalurlaub, bitte!

Rund 300 Schwarzstörche dürften sich jeden Sommer in Österreich aufhalten.
Ob Wiederbesiedlung oder neue Landnahme, das ist nicht eindeutig geklärt. Feststeht aber, dass sich der Schwarzstorch seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Osteuropa aus immer weiter nach Westen vorarbeitet. Und mittlerweile brüten jedes Jahr um die 150 Schwarzstorch-Paare in Österreich.



Ein Hotspot für die österreichischen Schwarzstörche ist das Waldviertel. Dort findet sich auch der NP Thayatal, der den großen Stelzvögeln geradezu ideale Lebensbedingungen bietet. Ungestörte Wälder mit alten, hohen Bäumen zum Horstbau und ein reichhaltiges Nahrungsangebot aus der Thaya - mit Forellen und Koppen - sorgen dafür, dass die "Pauschalurlauber" jedes Jahr wiederkommen.
Ende März, spätestens Anfang April lockt sie dieses "All Inclusive"-Programm ins Thayatal. Vor allem entlang der Thaya zwischen Hardegg und dem Überstieg können die etwa einen Meter großen und bis zu vier Kilogramm schweren Störche beim Fischen beobachtet werden. Am besten früh am Morgen und vormittags. Längstens aber bis Ende August, dann endet ihr Sommerurlaub wieder.
Fragt sich nur: Wo kommen sie her und wo gehen sie hin?
Die Schwarzstörche überwintern in Afrika und pendeln dafür zweimal im Jahr. Bis zu 300 Kilometer legen sie dann pro Tag zwischen Ostafrika und Europa zurück. In Summe eine gewaltige Distanz von rund 16.000 Kilometern, die sie je nach Witterung in ein bis zwei Monaten bewältigen.
Und wozu die ganze Tortur? - Des Futters willen. Zugvögel halten sich immer dort auf, wo das Buffet am üppigsten gedeckt ist. Während bei uns Winter herrscht und das Futter knapp wird, füllen sich die kleineren und größeren Flüsse in der afrikanischen Sahelzone, gehen zum Teil über die Ufer und spülen den Störchen die Fische regelrecht in den Rachen.
So gestärkt geht's im Frühjahr zurück in die Brutgebiete. Aber über welche Flugroute? Quer übers Mittelmeer, über Sizilien und Italien? - Das tun die wenigsten mitteleuropäischen Schwarzstörche. Als Gleitflieger brauchen sie Aufwinde, um große Distanzen mit kleinst möglichem Energieverbrauch zurückzulegen. Über dem Meer gibt es solche Luftströmungen aber nicht, deswegen fliegen die Vögel bevorzugt rings ums Mittelmeer herum, im Westen über Gibraltar, im Osten über den Bosporus. Die Schwarzstörche aus dem Nationalpark Thayatal und vermutlich auch alle anderen in Österreich brütenden Schwarzstörche wählen die "Ost-Route". Das weiß man u. a. auch deswegen so genau, weil beringte Vögel aus dem Thayatal bei einem Zwischenstopp im Jordantal gesichtet wurden.
Heuer haben sie diesen Stopover bereits hinter sich gelassen, schon längst. Sie haben nämlich schon im Thayatal "eingecheckt", der Pauschalurlaub 2017 kann also starten!
02.04.2014

Nationalpark Thayatal Blog