Der großen Kleinkatze auf der Spur

Man könnte meinen, dass die vom Luchs hinterlassene Fährte eindeutig zu erkennen ist. Im Vergleich zur Wildkatze fällt sein Trittsiegel wesentlich größer aus und weitere Katzenarten - mal abgesehen vom "Stubentiger", dessen Pfotenabdruck allerdings nur mit der Wildkatze zu verwechseln ist - gibt es hierzulande nicht.
Aber Fährte ist nicht gleich Fährte. Das wissen vor allem die Mitarbeiter des Nationalpark Thayatal. Um das besser zu verstehen und dem Luchs zuliebe wagen wir deswegen mitten im Frühsommer einen winterlichen Rückblick:
Alljährlich gehen die NP Thayatal Mitarbeiter im Winter auf Spurensuche bzw. genauer gesagt auf Fährtenkartierung. Dafür wird immer entlang derselben Strecken - um aussagekräftige Vergleiche über die Jahre hinweg zu erhalten - nach "verdächtigen" Abdrücken Ausschau gehalten. Allerdings nicht gleich nach dem ersten Schneefall, betont NP Förster Wolfgang Riener: "Nach dem ersten Schnee sind die Tiere immer ein bisschen zurückhaltend. Wir warten auf den nächsten Schnee und legen dann 24 bis 36 Stunden später mit der Kartierung los."
Die scheuen Waldtiere Wildschwein, Fuchs, Reh oder sogar Luchs lassen sich auf diese Weise indirekt "beobachten" und ermöglichen Rückschlüsse darauf, wie viele von ihnen durchs Thayatal streifen.







Aber zunächst gilt es die Spur richtig zuzuordnen. "Wesentlich ist, dass ein einziges Trittsiegel, sprich ein Pfotenabdruck allein meist nicht aussagekräftig genug ist. Die ganze Fährte (= Spur) eines Tieres muss berücksichtigt werden", erklärt Wolfgang Riener. Trittsiegel und Spuren werden von einer ganzen Fülle an Faktoren beeinflusst. Mal ist der Schnee patzig und feucht, mal ist er pulvrig und wird leicht vom Wind verweht, mal bewegt sich das Tier gemächlich, mal schnell, mal schleichend.
Beim etwa rehgroßen Luchs sollten - typisch für Katzen - keine Krallen sichtbar sein. Diese bleiben während der Fortbewegung - außer beim Klettern - in ihren Hauttaschen zurückgezogen. Sein Trittsiegel wirkt im Schnee rund und kann durch seine dicht behaarten "Branten", die Pfoten, größer erscheinen als es tatsächlich ist. Etwa 7 bis 9 Zentimeter misst sein Abdruck. Ähnlich wie bei mittelgroßen Hunden, deren Krallen sich jedoch im Schnee nicht abzeichnen. Der Abdruck von Wildkatzen ist dagegen wesentlich kleiner, nur 4 bis 5,5 Zentimeter.
Die Luchsfährte unterscheidet sich auch je nach Gangart: Beim Pirschen und schleichenden Fortbewegen sollten alle vier Pfotenabdrücke gut zu sehen sein. Während beim normalen Gehen der etwas kleinere Hinterfuß in den Abdruck des größeren Vorderfußes gesetzt wird. Die Trittsiegel stehen dann fast in einer Linie und wirken - ähnlich wie beim Fuchs - geschnürt.
Alles klar? Seid ihr für die Spurensuche im nächsten Winter gewappnet?
28.05.2013

Nationalpark Thayatal Blog