Der Name kommt nicht von ungefähr. Die quadratischen Flecken am Rücken verraten, dass es sich um eine Würfelnatter (Natrix tessellata) handelt. Wie die nah verwandte Ringelnatter zählt sie zu den Europäischen Wassernattern, kommt in Mitteleuropa extrem selten vor und ist auch in Österreich stark gefährdet. Im Nationalpark Thayatal findet sich einer der wenigen Würfelnattern-Hotspots unseres Landes. Grund genug, um mehr über die Schuppentiere herauszufinden.
Gesagt, getan. In den Jahren 2010 und 2011 zogen die beiden Herpetologen Johannes Hill und Rudolf Klepsch im Auftrag des NP Thayatal los, um eine grenzüberschreitende Reptilien-Untersuchung zur Würfelnatter durchzuführen. Damit gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt werden können, muss der Nationalpark nämlich wissen, wie groß der Bestand ist, wie die Populationen aufgebaut sind und welche Aktionsradien die Tiere haben.
Wo setzt man dabei am besten an?
Die Nattern mit dem markanten Rückenmuster sind stark ans Wasser gebunden. Die Uferbereiche von Thaya und Fugnitz sind deshalb heiße Pflaster für Würfelnattern. Wichtig ist aber auch die Uferstruktur. Die Schlangen brauchen viel Sonne und reichlich Versteckmöglichkeiten wie etwa große Steinen.
Diese Indizien halfen den Forschern die beiden Verbreitungszentren auf österreichischer Seite zu entlarven. "Zum einen ist das der Fugnitzbach im Stadtgebiet von Hardegg, zum anderen das Thayaufer zwischen Kajabachmündung und Umlaufwiese", sagt Rudolf Klepsch.
Auf tschechischer Seite - vor allem im Bereich der Weinbaulandschaft Šobes - konnten sie einzelne Würfelnattern zwar sichten, aber keine einfangen.
Apropos Národní park Podyjí. Dort gab es eine ähnliche Untersuchung an Äskulapnattern, mit dem Unterschied aber, dass diesen Tieren Mini-Sender eingepflanzt wurden. Alle Infos dazu gibt's hier.
Aber zurück zu den Würfelnattern. Nur wenn man die Tiere kurzfristig einfängt, kommen die Forscher an bestimmte Daten wie Gewicht, Länge oder Geschlecht. Diese können wiederum Aufschluss über den Gesundheitszustand und die Zusammensetzung einer Population geben. "In Summe gelang es uns 76 Würfelnattern einzufangen. Die meisten von ihnen waren Weibchen", berichtet Johannes Hill. Übrigens überragen die Weibchen ihre männlichen Kollegen meist. Während Weibchen bis zu einem Meter Länge erreichen, messen die größten Männchen kaum mehr als 80 Zentimeter. Klepsch und Hill fanden aber ein Männchen, dass satte 87 Zentimeter aufs Maßband brachte.
Jungtiere ließen sich bei dem großen Reptilien-Check kaum blicken. Das liegt vermutlich an ihrer versteckten Lebensweise und am variierenden Schlupftermin. Je nach Umgebungstemperatur braucht es nämlich zwischen 34 und 50 Tage nach dem Ablegen der Eier (ab Anfang Juli) bis die Jungen schlüpfen.
Was sich außerdem bei einer solchen Untersuchung herausfinden lässt, ist, wie weit die Tiere wandern. Wie das funktioniert? Durch Wiederfänge. Wird ein einmal gefangenes Tier nach einer gewissen Zeit erneut einfangen, kann - ganz simpel - die Distanz zwischen dem ersten Fangort und dem zweiten Fangort ausgerechnet werden. Bei Würfelnattern hält sich der Wandertrieb eher in Grenzen bzw. ist er am stärksten, wenn es um die Bewegung von den Überwinterungsquartieren (etwa am Burgberg in Hardegg) in Richtung Nahrungsgründe (z. Bsp. an der Fugnitz) geht. Das weiteste, dass die beiden Forscher dokumentierten, war eine Distanz von 200 Metern.
Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck können die gefährdeten Schuppentiere besser und vor allem gezielter geschützt werden. Im Bereich des Umlauf-Überstieges - auch bekannt als "Schlangenfelsen" - gilt es stets darauf zu achten, dass die Vegetation nicht Überhand nimmt und zu stark beschattet. "Um dem entgegenzuwirken, haben wir zwei Bäume sowie ein paar Sträucher und Hochstauden entfernt", erklärt Nationalpark Mitarbeiterin Claudia Waitzbauer. "Außerdem wurde im Zuge der Studie ein Geländer errichtet, damit die Steinblöcke, die ein wichtiger Rückzugsort für die Schlangen sind, nicht betreten werden." Die Würfelnattern wissen diesen Einsatz zu danken.
Wer es ganz genau wissen will, kann den Bericht zur Würfelnatter-Untersuchung auch im Netz nachlesen!
08.05.2015
Gesagt, getan. In den Jahren 2010 und 2011 zogen die beiden Herpetologen Johannes Hill und Rudolf Klepsch im Auftrag des NP Thayatal los, um eine grenzüberschreitende Reptilien-Untersuchung zur Würfelnatter durchzuführen. Damit gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt werden können, muss der Nationalpark nämlich wissen, wie groß der Bestand ist, wie die Populationen aufgebaut sind und welche Aktionsradien die Tiere haben.
Wo setzt man dabei am besten an?
Die Nattern mit dem markanten Rückenmuster sind stark ans Wasser gebunden. Die Uferbereiche von Thaya und Fugnitz sind deshalb heiße Pflaster für Würfelnattern. Wichtig ist aber auch die Uferstruktur. Die Schlangen brauchen viel Sonne und reichlich Versteckmöglichkeiten wie etwa große Steinen.
Diese Indizien halfen den Forschern die beiden Verbreitungszentren auf österreichischer Seite zu entlarven. "Zum einen ist das der Fugnitzbach im Stadtgebiet von Hardegg, zum anderen das Thayaufer zwischen Kajabachmündung und Umlaufwiese", sagt Rudolf Klepsch.
Auf tschechischer Seite - vor allem im Bereich der Weinbaulandschaft Šobes - konnten sie einzelne Würfelnattern zwar sichten, aber keine einfangen.
Apropos Národní park Podyjí. Dort gab es eine ähnliche Untersuchung an Äskulapnattern, mit dem Unterschied aber, dass diesen Tieren Mini-Sender eingepflanzt wurden. Alle Infos dazu gibt's hier.
Aber zurück zu den Würfelnattern. Nur wenn man die Tiere kurzfristig einfängt, kommen die Forscher an bestimmte Daten wie Gewicht, Länge oder Geschlecht. Diese können wiederum Aufschluss über den Gesundheitszustand und die Zusammensetzung einer Population geben. "In Summe gelang es uns 76 Würfelnattern einzufangen. Die meisten von ihnen waren Weibchen", berichtet Johannes Hill. Übrigens überragen die Weibchen ihre männlichen Kollegen meist. Während Weibchen bis zu einem Meter Länge erreichen, messen die größten Männchen kaum mehr als 80 Zentimeter. Klepsch und Hill fanden aber ein Männchen, dass satte 87 Zentimeter aufs Maßband brachte.
Jungtiere ließen sich bei dem großen Reptilien-Check kaum blicken. Das liegt vermutlich an ihrer versteckten Lebensweise und am variierenden Schlupftermin. Je nach Umgebungstemperatur braucht es nämlich zwischen 34 und 50 Tage nach dem Ablegen der Eier (ab Anfang Juli) bis die Jungen schlüpfen.
Was sich außerdem bei einer solchen Untersuchung herausfinden lässt, ist, wie weit die Tiere wandern. Wie das funktioniert? Durch Wiederfänge. Wird ein einmal gefangenes Tier nach einer gewissen Zeit erneut einfangen, kann - ganz simpel - die Distanz zwischen dem ersten Fangort und dem zweiten Fangort ausgerechnet werden. Bei Würfelnattern hält sich der Wandertrieb eher in Grenzen bzw. ist er am stärksten, wenn es um die Bewegung von den Überwinterungsquartieren (etwa am Burgberg in Hardegg) in Richtung Nahrungsgründe (z. Bsp. an der Fugnitz) geht. Das weiteste, dass die beiden Forscher dokumentierten, war eine Distanz von 200 Metern.
Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck können die gefährdeten Schuppentiere besser und vor allem gezielter geschützt werden. Im Bereich des Umlauf-Überstieges - auch bekannt als "Schlangenfelsen" - gilt es stets darauf zu achten, dass die Vegetation nicht Überhand nimmt und zu stark beschattet. "Um dem entgegenzuwirken, haben wir zwei Bäume sowie ein paar Sträucher und Hochstauden entfernt", erklärt Nationalpark Mitarbeiterin Claudia Waitzbauer. "Außerdem wurde im Zuge der Studie ein Geländer errichtet, damit die Steinblöcke, die ein wichtiger Rückzugsort für die Schlangen sind, nicht betreten werden." Die Würfelnattern wissen diesen Einsatz zu danken.
Wer es ganz genau wissen will, kann den Bericht zur Würfelnatter-Untersuchung auch im Netz nachlesen!
08.05.2015