Das wundersame Leben der Tiere im Winter

Hier hat einer der winterlichen Pioniere seine Spuren im Schnee hinterlassen. Wer das wohl war? - Der Fischotter!
Stimmt, einige hauen sich faul aufs Ohr, andere frieren ein, um die kalte Zeit möglichst unaufgeregt hinter sich zu bringen. Aber es gibt sie die wackeren Pioniere, die dem Winter trotzen, weil sie gelernt haben, seine eisigen Bedingungen gezielt für ihre Zwecke einzusetzen und mitunter scheinen sie sogar richtig Spaß daran zu haben.



Betriebsamkeit unterm Schnee
Aber der Reihe nach. Wenn wir so durch einen winterlich verschneiten Wald spazieren, denken wir wohl kaum daran, dass es unter der Schneedecke wie auf einem viel befahrenen Verkehrsknotenpunkt zugehen kann. Wer dafür verantwortlich ist? - Die Wühlmäuse. Zwar lassen sie sich im Winter hie und da auch oberirdisch blicken, meist legen sie dort aber nur kurze Strecken zurück, um von einem Baueinang zum nächsten zu huschen. Am heimeligsten fühlen sie sich unter der Schneedecke. Diese hat nämlich eine angenehm isolierende Wirkung, weshalb der Boden unter dem Schnee in der Regel nicht friert. Ein Umstand, den sich die Wühlmäuse zunutze machen und mitten im Winter - wenn andere rasten - eifrig ihr Gänge-Netzwerk ausweiten. Sobald der Schnee im Frühjahr abschmilzt, lassen sich die "Narben" ihrer wühlenden Aktivität leicht ausfindig machen.
Die Schneedecke hat aber noch etwas Gutes - zumindest aus Sicht der Mäuse. Sie bewahrt sie, bei ausreichender Dicke, vor so manchem Feind. Aber eben nur vor so manchen. Einige Räuber sind nämlich so gewieft, dass es ihnen gelingt, die kleinen Nager selbst durch eine beträchtliche Schneehaube ausfindig zu machen. Füchse oder Habichtskäuze nutzen dafür ihr feines Gehör. Also aufgepasst, wer das nächste Frühjahr erleben möchte!



Lust auf eine Rutschpartie?
Vor dem Fischotter müssen sich die kleinen Nager nicht in Acht nehmen, obwohl er ein Räuber ist. Aber der Fischotter hat es - nomen est omen - auf anderes Futter abgesehen. Um an selbiges zu gelangen, nutzt er - für den Gang ins Wasser - in der Regel immer die gleichen Eingänge. Doch was tun, wenn sein Gewässer im Winter zufriert? Ganz einfach, die räuberischen Marder brechen ein Loch ins Eis, durch das sie abtauchen und auch wieder Luft schnappen, falls keine andere Stelle offen ist.
An Land wissen sie sich ebenfalls ihre Zeit zu vertreiben und das nimmt sehr oft auch spielerische Auswüchse an. Man ist ja immer vorsichtig beim Zuweisen von menschlichen Verhaltensweisen. So wird ein spielerisches Verhalten bei Jungtieren meist als Vorbereitung auf den harten "Kampf ums Dasein" gesehen, es geht darum Jagdtechniken beim Herumtollen einzuüben. Was aber, wenn auch die Erwachsenen herumtollen? Machen sie dann einen "Auffrischungskurs"? Wer Fischotter dabei beobachtet, wie sie einen vereisten Hang oder eine Schneerutsche nach unten flitzen und kaum angekommen schon wieder nach oben hasten, um eine zweite, dritte, vierte Runde in Angriff zu nehmen, der kommt nicht umhin, eine gewisse Spiellust ausfindig zu machen. Und bei vielen Tieren gibt es diese tatsächlich, nicht jede Handlung ist konsequent ziel- und zweckgewidmet. Manchmal kann man auch einfach Spaß haben! - Wobei die Fischotter ihre Schneerutschen im Winter gerne auch als Schnellverbindungen zur Fortbewegung nutzen. Spaß und Nutzen lassen sich auf diese Weise ideal kombinieren. Eine clevere Strategie.



Gut gekühlt schmeckt's am besten
Am schwersten haben es wohl die Vegetarier unter den winterlichen "Aktivsportlern". Grünzeug ist halt während der kalten Jahreszeit Mangelware. Was also tun? - Der Biber weiß sich zu helfen. Rechtzeitig bevor der Winter anbricht, sorgt er vor. Wie? - Indem er Bäume fällt, bevorzugt Weiden und Pappeln. Das tut er aber nicht x-beliebig, sondern ganz gezielt. Er nagt die Bäume so an, dass sie nicht in Richtung des trockenen Ufers umfallen, sondern ins Wasser plumpsen. Im kalten Nass nämlich bleiben die Blätter wie in einem Kühlschrank lange frisch. Wann immer es den Biber dann im Winter nach einem Blatt-Snack gelüstet, braucht er nur seinen Kühlschrank aufzumachen und loszuschmausen. Erst wenn die Blätter ganz aufgezehrt sind, verlegen sich die Biber auf kargere Rindenkost. Wer reichlich vorsorgt, diniert also auch im Winter vorzüglich.



Und was lernen wir daraus? Wir Menschen sind nicht die einzigen, die gewitzte Strategien entwickeln, um es uns gut gehen zu lassen und Spaß zu haben. Frohe Festtage!
21.12.2016

Nationalpark Thayatal Blog