Leistungen der ökologischen Infrastruktur schätzen und schützen
Die Große Frage des Abends war sicherlich, wie wir zu einer vielfältigeren, reich strukturierten Landschaft kommen können. Denn eines hat sich schnell herausgestellt: Alle Beteiligten und Vertreter von Landwirtschaft und Naturschutz gleichermaßen sind sich einig, dass eine solche Landschaft für sowohl Mensch als auch Natur wünschenswert, vorteilhaft und jedenfalls anstrebenswert wäre."Die Natur und deren Schutz ist den Landwirten mehr als bewusst, diese tragen aber auch die Verantwortung für die Bereitstellung ausreichender Mengen an Lebensmitteln für die Bevölkerung. Biodiversitätsschutz und Nahrungsmittelproduktion dürfen also nicht in Widerspruch zueinander stehen", betont etwa Landwirtschaftskammer Obmann Fritz Schechtner.
Thomas Wrbka von der Universität Wien hebt die enorme Bedeutung der Biodiversität in der Landschaft als Überlebensversicherung nicht nur für die Organismen in der Kulturlandschaft, sondern eben auch für uns Menschen, hervor. Auch Eva Erhart von Bio Forschung Austria sieht in der Vielfalt einen Schlüssel für gut funktionierende Systeme und bekräftigt die möglichen Vorteile von Bio-Landwirtschaft und Mehrnutzungshecken. "Je nach Umsetzung kann biologischer Landbau den Anteil der Arten um bis zu 30 % erhöhen", meint Erhard.
In die gleiche Kerbe schlägt auch Maximilian Hardegg vom Gut Hardegg. Er verfolgt den Ansatz einer reich strukturierten Landschaft durch einen bunten Anbauplan und viele verschiedene Landschaftselemente im Verbund des Betriebes. "Es muss nicht zwangsläufig Bio sein, aber die Vergrößerung der Biodiversitätsflächen von 5 % auf 7 % gemeinsam mit sinnvollen Richtlinien, wie etwa angepasste Mäh- und Mulchzeitpunkte, würde enorm viel beitragen", bekräftigt Hardegg.
Neben dem Aufzeigen der Voraussetzungen und auch Problematiken beim Biodiversitätsschutz wurden aber auch einige Visionen für die Zukunft entworfen. Thomas Wrbka etwa hofft auf "mindestens 30 % gut geschützter und gemanagter Schutzgebiete in Österreich, ein Verantwortungsbewusstsein auch in der Landwirtschaft" und wünscht sich, dass ökologische, grüne Infrastruktur als Selbstverständlichkeit gesehen wird.
"Ohne ein Verständnis der Natur in der Landwirtschaft wird es nicht gehen. Nur mehr Naturbewusstsein und -wertschätzung wird uns unserem Ziel näher bringen", ist etwa Maximilian Hardegg überzeugt. Fritz Schechtner pocht auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Landwirtschaft und des Naturschutzes gleichermaßen und auch Angelika Schöbinger-Trauner von der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich ist überzeugt, dass "nur ein Zusammenrücken und ein gemeinsames Gestalten der Zukunft unseren Kindern, Enkeln und darüber hinaus noch eine Lebensgrundlage gewährleisten können. "Wir brauchen möglichst viele Umsetzungen in Bezug auf Biodiversität und vor allem geeignete politische Rahmenbedingungen, denn diese entscheiden, was in der Landwirtschaft tatsächlich passiert", erklärt Eva Erhard.
"Der Nationalpark Thayatal weist eine hohe Biodiversität auf. Diese ist ein wichtiger Beitrag für eine vielfältigen und funktionsfähige Landschaft. In Zusammenarbeit mit den Landwirten wollen wir im Rahmen des nächsten ÖPUL-Programms versuchen, durch die Einrichtung von Pufferflächen diese biologische Vielfalt in die Landschaft zu bringen.", meinte Nationalparkdirektor Christian Übl abschließend.
Im Anschluss der Veranstaltung gab es beim geselligen Ausklang lebhafte Diskussionen. In den Gesprächen kam es zum persönlichen Austausch unterschiedlicher Meinungen, der jedoch das Verständnis für die Zugänge des jeweiligen anderen förderten. Die Familie Rockenbauer aus Niederfladnitz sorgte mit Wein und Brötchen für das leibliche Wohl der Teilnehmer und förderte dadurch den geselligen Abschluss des Themenabends.
Kurzinfo
Die Impulsvorträge und Podiumsdiskussion drehten sich um mehrere großen Fragen: Wie entsteht eine vielfältige Landschaft? Wozu brauchen wir Artenvielfalt? Ist Biodiversität die Lösung für eine klimafitte, resiliente Landwirtschaft? Fördert Bio-Landwirtschaft die Biodiversität?
Über diese Fragen diskutierten Biodiversitätsforscher Ass.-Prof. Dr. Thomas Wrbka von der Universität Wien, die stellvertretende Leiterin von Bio Forschung Austria Dr. Eva Erhart, der Obmann der Landwirtschaftskammer Hollabrunn und Bürgermeister der Stadtgemeinde Hardegg Friedrich Schechtner sowie DI Maximilian Hardegg, Leiter der Guts- und Forstverwaltung "Gut Hardegg - gelebte Artenvielfalt".
Moderiert wurde der Abend von Angelika Schöbinger-Trauner, MSc. von der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich.
23.10.2021