Pilzprojekt MetaFung

Nationalpark Thayatal im Frühlingskleid, Umlaufberg, Flussmäander, Headerbild für Aktuelle Nachrichten.
MetaFung?
Was klingt wie ein neuer japanischer Kampfsport oder eine Manga-Serie ist in Wirklichkeit der Titel unseres neuen Pilzprojekts. Unter der Leitung des Nationalparks Thayatal haben es sich die österreichischen Großschutzgebiete zum Ziel gesetzt, mittels DNA-Technologien eine Bestandsaufnahme von (Boden-)Pilzen und Mikroarthropoden in ihren naturnahen Lebensräumen zu erfassen.


MetaFung - Biodiversitätserhebung Pilze und Bodenarthropoden
Bestandserhebung der Bodenorganismendiversität (Pilze und Arthropoden) durch innovative eDNA Methoden (Metabarcoding) und Boden-Kohlenstoffpools in naturnahen Lebensräumen österreichischer Großschutzgebiete als Grundlage für ein Langzeitmonitoring.

Ziel dieses Projekts ist eine vergleichende Bestandsaufnahme von (Boden-)Pilzen und Mikroarthropoden durch innovative eDNA Metabarcoding Technologien sowie die Erfassung des Beitrages dieser Gruppen zu Bodenkohlenstoffpools in Österreichs Großschutzgebieten. Über die Umwelt-DNA (eDNA), die sich aus Bodenproben gewinnen lässt, können diese versteckt lebenden Artengruppen nachgewiesen werden.
In den Vergleich sollen einerseits schutzgebietsübergreifend verschiedene repräsentative Lebensräume einbezogen werden um deren natürliche (Boden-) Pilzdiversität und Mikroarthropodendiversität zu erfassen. Durch die Anwendung von Boden-eDNA-Metabarcoding in repräsentativen Lebensräumen österreichischer Großschutzgebiete soll die Lücke zwischen der beobachteten und der tatsächlichen Biodiversität der Pilze und der Mikroarthropoden zumindest teilweise geschlossen werden.

Partner
Alle Nationalparks Österreichs, Biosphärenpark Wiener Wald und Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Lead NP Thayatal

Hintergrund
In diesem Projekt arbeiten alle Nationalparks Österreichs sowie der Biosphärenpark Wienerwald und das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal zusammen. Österreichs Schutzgebiete, wo auf kleinen und größeren räumlichen Ebenen natürliche Abläufe weitgehend ungestört zugelassen werden, tragen wesentlich zum Erhalt und zur Sicherung von Arten, Biodiversität, genetischer Vielfalt und biologischen Prozessen bei. Der rasch voranschreitende Verlust von Vielfalt ist besonders kritisch für weniger erforschte Artengruppen mit lückenhafter Datengrundlage, da wir in Bezug auf diese Gruppen Möglichkeiten zum Schließen von Wissenslücken verpassen könnten.
Eine dieser Gruppen sind Pilze. Pilze sind zentraler Bestandteil terrestrischer und semi-aquatischer Ökosysteme. Als Saprobionten, mutualistische Symbionten und als Parasiten sind sie maßgeblich in die Stoff- und Energiekreisläufe ihrer Lebensräume involviert. Pilze schließen Nährstoffkreisläufe, beeinflussen die Prozesse der Bodenbildung und ermöglichen grundlegende Ökosystemdienstleistungen, ebenso sind sie auf vielfältige Weise in die Nahrungsnetze integriert und Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten. Neben den Tieren stehen auch die Diversität der Vegetation und die Diversität der Pilze über komplexe Rückkoppelungsmechanismen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Auf der Landschaftsebene nehmen Pilze entschieden Einfluss auf die Vitalität der Wälder und auch auf die Entwicklung der Kohlenstoff-Speicherung im Boden und damit auf die CO2- und CH4 Bilanz. Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Waldvegetation, Pilzen/Mykorrhiza und Kohlenstoffspeicherung im Boden sind aktuell Gegenstand intensiver Forschung.
Ein umfangreiches Bodenpilzarteninventar, repräsentativ für die geschützten Lebensräume in Österreichs Großschutzgebieten, ist bisher nur in ungenügendem Ausmaß vorhanden. Wissens- und Datenlücken über diese unterrepräsentierte Artengruppe zu schließen und die Grundlage für ein langfristiges Monitoring zur Interpretation der Entwicklung von Lebensräumen zu legen, ist für Österreichs Großschutzgebiete von großem Interesse.

In engem Zusammenhang mit den Pilzen steht die Tiergruppe der Mikroarthropoden, die eine sehr diverse und individuenreiche Gruppe der Bodenmesofauna darstellen, sich zum Teil von Pilzen ernähren und deren Gemeinschaften beeinflussen können.

Biodiversitätskrise und Klimakrise sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Ein ökologischer Schlüsselprozess dabei ist die Kohlenstoffspeicherung in Böden, der größten terrestrischen Kohlenstoffsenke. Die Vielfalt der Böden ist ein bestimmender Faktor für die Diversität der Pflanzengesellschaften und der assoziierten Mikrobiome. Kohlenstoffgehalte, Kohlenstoffspeichervermögen und Klimagaswechsel werden durch verschieden Faktoren bestimmt. Vielfältige Faktoren wie Klima, Bodenphysik (Korngrößen), Bodenchemie (Nährstoffgehalt und -verfügbarkeit), biotische Faktoren (Pflanzengemeinschaften, Primärproduktion, Konsumation, Transformation und Remineralisierung der organischen Substanz durch (Boden-)Organismen) und Landnutzungspraktiken tragen zur Entwicklung und den klimarelevanten Eigenschaften der Böden bei. Bei wirtschaftlich genutzten Flächen sind die Boden-Kohlenstoffpools in der Regel vermindert. Die Böden naturnaher Ökosysteme sind Referenz für den natürlichen Zustand der Bodenorganismengemeinschaften wie für die biochemische Beschaffenheit der Böden, einschließlich des Bestands an organischem Kohlenstoff. Die Rolle der Pilze und Bodenarthropoden in diesen Kreisläufen besser zu verstehen und den Beitrag der österreichischen Großschutzgebiete zum Erhalt naturnaher Bodenorganismengemeinschaften zu untersuchen und darzustellen ist ein weiterer wesentlicher Output, der durch dieses Projekt gefördert werden soll.
17.12.2023

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