Wildkatzen-Nachweise beweisen eigenständige Population in der Wachau
Erfreuliche Bilanz bei Wildkatzen-Nachweisen und Besucherrekord im Wildkatzen-Camp
(Hardegg, 9. Dezember 2022) Zahlreiche neue Wildkatzen-Bilder aus dem Thayatal und der Wachau sind eine wissenschaftliche Sensation und eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz, Rote-Liste Status sollte revidiert werden. Zudem gab es mit 4642 Nächtigungen einen Besucherrekord im Wildkatzen-Camp, in der Schulsaison März bis Oktober 2023 ist das Camp bereits ausgebucht."Die Wildkatze galt in Österreich seit Mitte der Fünfziger Jahre als ausgestorben oder verschollen. Ihre Rückkehr ist als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, insbesondere in Niederösterreich zu sehen! Neue Wildkatzen-Nachweise in der Wachau und die langjährigen Bestätigungen im Nationalpark Thayatal sind nun auch ein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass es sich bei dem Wiederauftreten der Wildkatze nicht um herumstreifende Zuwanderer sondern um eine ortsansässige Waldviertler Population oder einzelne Teilpopulationen handelt," so LH-Stellvertreter und Naturschutzlandesrat Stephan Pernkopf.
"Der Status 'ausgestorben oder verschollen' sollte somit revidiert werden." tritt Nationalparkdirektor Christian Übl daher für eine Revision des bisherigen Rote Liste Status ein.
Im Jahr 2007 wurde der Nationalpark Thayatal auf die Wildkatze aufmerksam und startete ein Forschungsprojekt mit Lockstöcken und der Auswertung von Haarproben. Bereits nach kurzer Zeit gelangen die ersten genetischen Nachweise der Wildkatze in Österreich. Es folgten regelmäßige Bestätigungen in den Folgejahren, wobei es auch Jahre ohne Forschung und auch Perioden mit erfolglosen Bemühungen gab. Am Beginn des letzten Jahres wagte sich die scheue Wildkatze nun wieder verstärkt in das Rampenlicht der Öffentlichkeit: "Im Jahr 2021 und im Frühling 2022 gab es im Nationalpark Thayatal so viele Nachweise wie noch nie zuvor. Insgesamt 13 Mal konnten Wildkatzenforscher mit ihren Fotofallen im Thayatal Wildkatzen festhalten. Aufgrund der unterschiedlichen Fellzeichnung konnten wir dabei zwei verschiedene Individuen unterscheiden, dies wurde auch durch die genetische Analyse der Wildtiergenetik Senckenberg in Deutschland bestätigt!" freut sich Nationalparkdirektor Christian Übl über die jüngsten Erfolge.
Neben dem Thayatal gilt auch die Wachau als Hotspot der Wildkatzenverbreitung. Hier konnte Wildkatzenforscher Peter Gerngross eine Wildkatze mit Jungtieren fotografisch dokumentieren. Durch genetische Analysen konnten bisher insgesamt sieben verschiedene Individuen nachgewiesen werden.
"Am Beispiel der zurück gekehrten Wildkatze zeigt sich exemplarisch der außerordentliche Wert der vielfältigen Schutzgebiete in Niederösterreich vom Weltkulturerbe Wachau, über den Biosphärenpark Wienerwald, die beiden Nationalparks Donau-Auen und Thayatal bis hin zum Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Sie sichern durch eine freie natürliche Entwicklung oder durch gezieltes Management und Kulturlandschaftspflege den Lebensraum für eine Vielzahl von Arten" hebt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf die Bedeutung des Naturschutzes in Niederösterreich hervor.
Besuchermagnet Wildkatze
Der Nationalpark Thayatal hat in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, dass sich Artenschutz und regionale wirtschaftliche Wertschöpfung sehr gut ergänzen. Rund um die Wildkatze ist eine Vielzahl von Bildungsangeboten entstanden, die sich bei den Besuchern großer Beliebtheit erfreuen. Im 2018 fertig gestellten Wildkatzen Camp erleben Schulkinder im Rahmen von Projekttagen Freiheit und Wildnis. Das Campgelände wurde in den letzten Jahren durch Outdoorküchen, Lagerfeuerplätze, Sportanlagen, einem Sand-Spielgelände, einem Baumhaus, einer Höhle und einem Waldlager ergänzt. Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit. 2022 haben insgesamt 1908 Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern spannende und lehrreiche Projekttage im Wildkatzen Camp verbracht. Mit 4642 Nächtigungen gab es einen neuen Besucherrekord! Die Schultermine für 2023 sind bereits jetzt ausgebucht, aktuell laufen die Reservierungen für das erste Halbjahr 2024. Am Wochenende wird das Camp gerne von Familiengruppen für Naturerfahrungen mit Rangern gebucht, hier gibt es 2023 noch freie Plätze.Direkt beim Nationalparkhaus befindet sich die größte Wildkatzenanlage Österreichs, in der die beiden Zoo-Wildkatzen Frieda und Carlo die Besucher begeistern. Hier bietet eine neu errichtete Beobachtungsplattform noch bessere Einblicke in das 450 m² große Gehege. Entlang des Wildkatzen-Wander-Wegs hält man Ausblick nach verborgenen Wildkatzen-Silhouetten. Bei Wildkatzen-Nachtwanderungen führen Ranger in den Lebensraum der Waldkatze und stellen die Forschung mittels Lockstock und Fotofallen vor.
Die Wildkatze erfreut sich auch zahlreicher Sympathisanten und Förderer. Die aktuelle Forschung im Nationalpark Thayatal wird von dem Verein der Freunde des Nationalparks Thayatal und der Raiffeisenkasse Retz-Pulkautal unterstützt. Die Wildkatzennachweise aus den Jahren 2017 bis 2021 wurden im Rahmen des Interreg-Projektes "Connecting Nature AT-CZ" durchgeführt.
Rückfragenhinweis:
Nationalpark Thayatal, 2082 Hardegg, office@np-thayatal.at, 02949/7005, www.np-thayatal.at
Die Bildrechte sind in den Bildtitel enthalten.
Presseaussendung zum Download[DOCX, 894KB]
22.12.2022